Die Idee für diesen Text kam mir am Hafen von Venedig. Ich betrachtete meine Füße, die ins Wasser baumelten. Richtig schön braun. Mein Blick wanderte höher auf meine Beine. Nicht so richtig braun. Und da entdeckte ich es, dieses Muster: Ich bin irgendwie nicht richtig richtig.
Es geht schon beim Namen los. Vorname italienisch. Nachname deutsch. Und was bin ich? Nicht richtig deutsch, aber auch nicht richtig italienisch. In Deutschland geboren und aufgewachsen. Bei der Familie in Italien leider nur seltener Gast. Einige Jahre meiner Kindheit lebte ich das Dolce Vita im italienischen Restaurant meines Vaters. Pizza, Pasta, Antipasti. Lange Zeit fühlte ich mich im Herzen als Italienerin, feuerte bei Weltmeisterschaften stets das italienische Team an. Mittlerweile hat sich das geändert und ich kann mich auch über Tore für die deutsche Nationalelf freuen. Mein Herz ist nicht italienisch. Es ist nicht deutsch. Es ist weltlich. Und menschlich. Es ist egal, wo meine Eltern herkommen und wer sie sind. Ich bin ich.
Ich bin nicht richtig jung, aber auch nicht richtig alt. Schon seit ich ein kleines Kind war, habe ich es geliebt, im Schwimmbad oder im Meer Purzelbäume zu schlagen, Handstände zu machen und dabei zu laufen oder mich wie eine Schraube im Wasser zu drehen. Ich wurde älter, kam in die Pubertät und fragte mich, wann ich wohl damit aufhören würde. Ich wurde, 18, 20, 24 und fragte mich, ob ich überhaupt jemals damit aufhören würde. Letztes Jahr bin ich 25 geworden und es ist immer noch kein Ende in Sicht. Im Gegenteil, ich habe endlich einen Verbündeten gefunden. Nach jahrelanger hartnäckiger Verweigerung ist nun auch mein Freund ein Fan dieser kindlichen Wasserspiele. Er ist letztes Jahr 30 geworden.Manche sagen über mich, ich sei nicht normal. Und es stimmt. Aber richtig verrückt bin ich auch nicht. Oder doch? Mich können die eigentlich banalsten Dinge derart zum Lachen bringen, dass man meinen könnte, ich wäre wirklich nicht ganz normal. So geschehen vor einiger Zeit, als mir im Facebook Chat dieser Smiley zugeschickt wurde:
Ich sah ihn und es war um mich geschehen. Ich brach in unkontrollierbares Lachen aus. Mein Arbeitskollege sah mich verwundert und gleichzeitig ein wenig besorgt an. Ich wusste, was er dachte: „Jetzt ist es so weit, sie hat den Verstand verloren.“. Auf Nachfragen seinerseits konnte ich nur unverständliche Worte von mir geben. Bei dem Versuch, den Smiley auszudrucken, um ihn meinem Kollegen zu zeigen, machte ich versehentlich einen Bildschirmausdruck. Von immer wiederkehrenden Lachkrämpfen geschüttelt, flitzte ich zum Drucker und schnappte mir den Ausdruck. Es wurde immer schlimmer, mein Lachen wurde lauter. Ein Kollege, der ebenfalls am Drucker stand, guckte verdutzt, ging weg, kam wieder zurück: „Lachst du über mich?“, ich, mit engelsgleicher Miene: „Neeeeein!“, und prustete von neuem los. Er sah mich irritiert an und verließ mein Büro. Ich wusste, was er dachte.Ich bin nicht richtig richtig. Ich bin nicht richtig optimistisch, aber auch nicht richtig pessimistisch. Aber ich bin realistisch. Und manchmal wünsche ich mir, das Leben wäre etwas weniger realistisch, dafür aber mehr GZSZ. Denn dann würde auch ich vielleicht ohne Studium den absoluten Traumjob bekommen. Doch dann bin ich auch wieder froh, dass das Leben eben doch nicht GZSZ ist. Denn wer will schon seine große Liebe finden, um dann herauszufinden, dass man etwas mit seinem Bruder angefangen hat?Und so bahnen sich richtig und falsch tagein, tagaus, ihren Weg durch mein Leben. Doch ganz gleich, wofür ich mich am Ende entscheide, eines bleibt:
Ich bin nicht richtig richtig. Aber auch nicht ganz verkehrt.
Richtig richtig ist aber dieser Text!
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