Montag, 27. Juni 2011

Die kleinen Freuden des Alltags

Es erstaunt mich immer wieder, wie kleine, eigentlich recht unbedeutende Gesten meine ursprünglich schlechte Laune heben können.
Im Idealfall gehen diese netten Gesten von mir aus und erfreuen dadurch andere. Da wird das Glücksgefühl für mich gleich gratis mitgeliefert.

Meine größte Freude des Alltags bereitete mir in der letzten Zeit eine kleine Schwalbe (dass es gar keine Schwalbe war, sollte ich erst später erfahren), der ich unter leicht dramatischen Umständen begegnete.
Während einer Raucherpause in meiner ehemaligen Firma deutete meine Kollegin mit einem mitleidigen "Ooooohhhh" auf ein kleines gefiedertes Kerlchen, das vor dem Gebäude lag und sich auf den ersten Blick nicht mehr in der besten Verfassung befand. Ich sah den Kleinen an und mein Beschützerinstinkt war sofort geweckt. Ohne groß nachzudenken, suchte ich nach einem passenden Karton, legte ihn mit Papiertüchern aus und geleitete das Vögelchen vorsichtig hinein. "Ach, der schon wieder. Der lag doch heute morgen noch halb in der Schiebetür.", kommentierte ein Kollege, während ich an ihm vorbeihuschte. 'Danke, dass du ihn einfach liegenlassen hast, du Arsch!', dachte ich bei mir.
Im Auto angekommen, rief ich beim Tierarzt an, um den verletzten Patienten anzukündigen. Nach einer kurzen, sorgenvollen Fahrt waren wir auch schon angekommen. Die Tierarzthelferin nahm mir den Vogel ab und sagte mir, dass ich mich am Abend nach dem Zustand erkundigen könne.
Nach stundenlangem Warten und Bangen, dass der Kleine es vielleicht nicht geschafft hatte, rief ich schließlich beim Tierarzt an. "Wie geht es denn der kleinen Schwalbe, hat sie's gepackt?". "Das war gar keine Schwalbe, sondern ein Mauersegler.", entgegnete der Tierarzt in seiner typisch freundlichen Art. "Und, ja, er hat es geschafft, ich habe ihn vorhin schon wieder fliegen lassen. Er hatte anscheinend eine Gehirnerschütterung und war daher ein wenig benommen.". Ich bedankte mich überglücklich und legte auf. Zufrieden lächelte ich vor mich hin. Jeden Tag eine gute Tat.

Da einem - glücklicherweise - nicht jeden Tag abgestürzte Mauersegler begegnen, entwickelte ich eine Taktik, mit deren Hilfe man die kleinen Freuden des Alltags künstlich herbeiführen kann.
Diese Taktik gelingt bevorzugt während des Autofahrens auf vielbefahrenen Landstraßen und funktioniert folgendermaßen:
Ausreichend Abstand zum Vordermann und dann Ausschau nach in Seitenstraßen wartenden Autos halten. Hat man den passenden Kandidaten entdeckt, muss alles ganz schnell gehen. Runter vom Gas, Lichthupe an und.... aaaaaahhhh. Schön! Der eben noch verzweifelt wartende Fahrer fädelt sich elegant und mir mit einem Handzeichen dankend vor mir ein. Und ich? Freue mich wie ein kleiner Schneekönig. Der Moment, in dem ich die Lichthupe betätige, pumpt dermaßen viel Adrenalin in meinen Körper, dass ich sofort aussteigen und ein Tänzchen auf meinen Autodach aufführen könnte.

Ähnliche Gefühle entwickeln sich bei mir, wenn ich ein noch nicht abgelaufenes Parkticket verschenken kann, jemanden während meines Großeinkaufes an der Supermarktkasse vorlasse oder jemandem ein Kompliment mache, das ihn sichtlich erfreut.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Die kleinen Freuden des Alltags lauern ständig und überall. Man muss sie und ihre Wirkung nur erkennen.

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